Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Wiederaufbau. In vielen Städten, insbesondere den Industriestädten im Ruhrgebiet, stieg die Einwohnerzahl rasant an. In Walsum erhöhte sie sich von 27.332 im Jahre 1950 auf 49.600 im Jahre 1966. Dies hatte Folgen für die Infrastruktur; unter anderem war der Bau von weiteren Schulen erforderlich. In diesem Zeitraum wurden neun Schulneubauten fertiggestellt.
Ein Gymnasium gab es noch nicht. Deshalb mussten die Walsumer Kinder weiterführende Schulen in Dinslaken und Hamborn besuchen. Dies war zum einen ein Verkehrsrisiko; zum anderen kam ein zeitlicher Aufwand sowie eine körperliche Belastung durch lange Fußwege hinzu, wenn die Eltern die Fahrtkosten nicht übernehmen konnten. Auch die Gemeinde Walsum hatte Ausgaben: So beteiligte sie sich Anfang der 1950er Jahre mit 8.000 DM (ca. 4.090 Euro) an der Unterhaltung des städtischen Gymnasiums in Dinslaken.
Um diese Situation zu ändern, beschloss der Rat der Stadt Walsum am 4. Oktober 1962 einstimmig, ein Gymnasium zu Ostern 1963 zu errichten. Für die Befürworter eines Gymnasiums galt die Auslastung bei über 45.000 Einwohnern als gesichert. Hinzu rechneten sie mit Anmeldungen aus angrenzenden Städten, wie Duisburg und Oberhausen.
Doch der Rat benötigte eine Bewilligung aus Düsseldorf. Diese erfolgte am 13. März 1963: Das Kultusministerium genehmigte in Übereinstimmung mit dem Innenminister den Beschluss des Rates und teilte in einem Schreiben an den Walsumer Stadtdirektor mit, „wonach in der Industriestadt ein Gymnasium in der Trägerschaft der Stadt errichtet werden soll, und zwar beginnend Ostern 1963 mit der Einrichtung des 5. Schuljahres …“. (Rheinische Post, 15.03.1963) Da die Stadt Walsum die Trägerschaft innehatte, waren die Belange der Gemeinde in schulischer und kultureller Hinsicht gewahrt.
Der Zeitpunkt der Genehmigung lag ca. einen Monat vor Schulbeginn. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Eltern ihre Kinder bereits an auswärtigen Gymnasien angemeldet. Deshalb appellierten die Verantwortlichen an die Eltern, diese Anmeldungen rückgängig zu machen, damit ihre Kinder am neuen Gymnasium aufgenommen werden können. Kurzfristig fanden noch Ende März Aufnahmeprüfungen statt. Um den Eltern den Wechsel schmackhaft zu machen, sicherte die Stadt zu, die Kinder kostenlos mit Bussen zur Schule und zurück zu bringen.
Bei der Ausrichtung des Gymnasiums entschied man sich für ein mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium. Deshalb legte die Schulaufsichtsbehörde nach vorhergehendem Ratsbeschluss vom 23. März 1964 den Schultypus fest: „Städtisches mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium“ – solange sich das Gymnasium im Aufbau befand, hatte es den Zusatz i. E. (in Entwicklung) zu führen. Die amtliche Bezeichnung führte den Zusatz „für Jungen und Mädchen“. Das war durchaus eine Neuorientierung: Die Koedukation, also die gemeinsame Erziehung und Schulung von Jungen und Mädchen in einer Klasse, war damals keine Selbstverständlichkeit.
Die Eröffnung des Gymnasiums fand am Mittwoch, den 17. April 1963 um 10 Uhr statt. Da kein eigenes Schulgebäude zur Verfügung stand, wurde sie im Musikraum der Barbaraschule in Walsum-Wehofen abgehalten. Auch der Unterricht erfolgte zunächst hier; das gleicht dem Beginn der Realschule, die im April 1953 in vier Klassenräumen der katholischen Volksschule den Unterricht aufgenommen hatte. Das Gymnasium begann mit einer Sexta (Klasse 5), der 44 Schülerinnen und Schüler angehörten. In dem Gebäude gab es drei große Klassenräume und ein Zimmer für die Verwaltung; zudem durfte die Turnhalle mitgenutzt werden. Die sechs Lehrkräfte kamen von Dinslakener Gymnasien. Leiter der Schule wurde Oberstudienrat, später Studiendirektor, Dr. phil. Paul Melzer.
Und die Stadt hielt ihr Versprechen: Sie setzte zwei Schulbusse ein, die die Kinder aus Alt-Walsum, Vierlinden und Aldenrade kostenlos nach Wehofen und zurück brachten. Die Busse hielten in kurzen Abständen, so dass die Neue Ruhr Zeitung am 17. April 1963 „fast von einem Abholen vor der Haustür“ sprach.
Von Anfang an war geplant, dass die Kinder nur für kurze Zeit in der Wehofener Schule unterrichtet werden sollen. Bereits für den Herbst war der Umzug zur Geschwister-Scholl-Schule in der Vierlindenhofsiedlung geplant; zeitweilig war auch die Ludgerusschule im Gespräch. Doch die Fertigstellung des neu errichteten Volksschulgebäudes an der Goerdelerstraße verzögerte sich bis Ostern 1964. Dann konnte dort das neue Schuljahr mit einer Quinta (Klasse 6) und zwei Sexten begonnen werden. Hier wurden die Kinder teils in den Erdgeschossräumen der Graf-von-Stauffenberg- und der Geschwister-Scholl-Schule, teils in vier Holzpavillons, die insgesamt neun Klassenräume umfassten, unterrichtet. Die Aula, den Physikraum, die Turnhalle und die Außensportanlagen der beiden Volksschulen durften mitbenutzt werden.
Dass ein eigenes Schulgebäude benötigt wird, war von Anfang an klar. Der Standort wurde im Schulzentrum neben den bisher bestehenden Gebäuden der Realschule, der Kardinal-von-Galen-Schule und der Sporthalle am Driesenbusch festgelegt. Nach einem Architektenwettbewerb beschloss der Rat am 11. Dezember 1964, die Planung des Architekten Dipl.-Ing. Krass (Düsseldorf / Duisburg) zu genehmigen. Die Bauarbeiten begannen am 14. September 1965; es gab allerdings keine offizielle Grundsteinlegung, da die Stadt – nach Oberbaurat Scheel – „kein Geld für derlei mit Ausgaben verbundenes Zeremoniell“ habe (Duisburger General Anzeiger, 23.10.1965). Richtfest war am 21. Juni 1966; die Rohbauarbeiten wurden am 10. August 1966 abgeschlossen. Die Kosten betrugen laut Bewilligungsverfügung des Schulkollegiums vom 15. März 1965 6.523.206 DM (ca. 3.335.262 Euro).
Die Räume des Neubaus konnten am 7. September 1967 bezogen werden. Die festliche Einweihung erfolgte am Freitag, den 17. November 1967 um 11 Uhr in der Empfangshalle des Gymnasiums.
Bei der Fertigstellung war die Schülerzahl auf 637 gestiegen. Die neu vorhandenen Räumlichkeiten – incl. drei Holzpavillons mit sieben großen Klassen und zwei neu erbauten Gymnastikräumen, die der Großsporthalle der Stadt angegliedert waren – reichten schon nicht mehr aus. Deshalb beschloss der Rat der Stadt am 28. September 1967, dass die Verwaltung mit den Planungsführungen unter anderem für einen neunklassigen Erweiterungsbau mit Sonderräumen, eine große Turnhalle und eine Aula mit 800 Plätzen, die auch den umgebenden Schulen und für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen sollte, beginnen soll.
Der Name des Gymnasiums wurde erst kurz vor der festlichen Einweihung festgelegt. Es lagen zwei Vorschläge vor: „Reichsfreiherr-vom-und-zum-Stein-Gymnasium“ und „Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium“. Die Schulpflegschaft sprach sich für die erste Variante aus. Eine Stunde vor der festlichen Einweihung fand eine öffentliche Sitzung des Stadtrates im Gebäude des Gymnasiums statt, um über den Namen zu entscheiden. Er entschied sich für den berühmten Astronomen, so dass das Gymnasium seitdem den Namen „Kopernikus-Gymnasium“ trägt.
Im Mai 1971 absolvierten 20 Schülerinnen und Schüler die erste Abiturprüfung am Kopernikus-Gymnasium. Heute gibt es laut Website der Schule 827 Schülerinnen und Schüler, 60 Lehrerinnen und Lehrer sowie 4 Referendarinnen und Referendare.