Obwohl die Mühle fast 130 Jahre existierte, sind heute nur wenige Quellen und Aufzeichnungen von deren Existenz zu finden. Im Folgenden sollen die wenigen Informationen dargestellt werden.

Am 25. Oktober 1811 bat der Ackermann Borgard Tofahrn den Präfekten des Rhein-Departments in Düsseldorf, in Aldenrade eine Korn-Wassermühle erbauen zu dürfen. Diese wollte er auf seiner Kathe, die sogenannte Kempkens Kathe, „unweit dem Schwanen“ errichten. Dass er zu dieser Zeit seine Bitte aussprach, hatte mit einer Gesetzesänderung durch Napoleon zu tun. Im „Gesetz-Bulletin des Großherzogthums Berg“, zu dem auch die Bürgermeisterei Dinslaken gehörte, setzte das Bulletin 15 vom 13. September 1811 fest, welche Rechte und Abgaben nicht mehr gelten. Artikel16 betraf den Mühlenzwang, der ohne Entschädigung abgeschafft wurde. Folgende Rechte galten nun nicht mehr:

  • die Einwohner zu zwingen, zur Mühle zu kommen,
  • jedem zu untersagen, in dem Bannbezirke Mühlen zu bauen, sowie
  • zu verhindern, dass benachbarte Müller in dem Bannbezirk ihr Gewerbe treiben.

Mit „dem Schwanen“ meinte Borgard Tofahrn den Gasthof, den es schon seit Jahrhunderten gab und wahrscheinlich das älteste Gasthaus in Aldenrade ist. Dieser lag verkehrsgünstig an der alten Handelsstraße von Wesel über Voerde, Overbruch, Hamborn nach Duisburg. In seinem Antrag führte er noch weitere Gründe auf, warum es sinnvoll ist, die Mühle an diesem Ort zu bauen. Dabei verwies er unter anderem darauf, dass

  • die nächste Korn-Wassermühle in Holten läge, die mindestens eine Stunde entfernt wäre,
  • sich in der Nähe ein Bach befände,
  • genug Platz vorhanden sei, um das Wasser zu stauen, und
  • keine Gefahr für die Bevölkerung bestehe, da der Bach nicht zu stark ansteigen könne.

Mit dem Bach ist der Elperbach gemeint, der, von Holten kommend, in den Rhein mündete. Dieser wurde bereits von der Wassermühle des Klosters Hamborn, die sich in der Nähe befand, genutzt. Natürlich versäumte es der Antragsteller auch nicht, darauf hinzuweisen, dass er sich „jederzeit … beeifern (werde), die landesherrlichen Abgaben zu errichten“.

Im folgenden Jahr (1812) erhielt er vom Präfekten des Rhein-Departments in Düsseldorf die Genehmigung. Doch der Antragsteller errichtete die Mühle nicht, wobei die Gründe unbekannt sind. Dagegen hat Wilhelm Borgards (in manchen Quellen auch Borgardts oder Borgartz geschrieben) eine Mühle nach Beendigung der Freiheitskriege (1815) etwas weiter bachabwärts gebaut. Inwieweit es eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen diesen beiden Personen gegeben hat – Borgard war der Vorname des Antragstellers und Borgards der Nachname des Erbauers – ist nicht geklärt, aber wahrscheinlich, da es nicht unüblich war, dass Nachnamen vom Vornamen eines Elternteils abgeleitet wurden.

Um die Mühle in Betrieb zu nehmen, staute Borgards den Bach, damit ein Mühlenteich entstehen konnte. Dieser gab später der Teichstraße ihren Namen.

Die Mühle blieb fortan im Familienbesitz: Dem Erbauer folgte sein Sohn Hermann und anschließend dessen Sohn Heinrich Deshalb wurde sie auch Borgards-Mühle genannt.

Fast 100 Jahre lief der Betrieb reibungslos. Doch dann kam es zu einer gravierenden Veränderung: 1906 war mit dem Bau des Emscherkanals (seit 1949: „Kleine Emscher“) begonnen worden. Zwei Jahre später wurde der Elperbach in das Kanalbett der Emscher überführt. Davon war der Mühlenbesitzer hart betroffen, da ihm nun kein Wasser mehr für seine Mühle zur Verfügung stand. Das Mühlrad stand von da an still; deshalb stellte er auf Dampfantrieb um. Bald verschwand auch der Mühlteich und nach einiger Zeit der Elperbach.

Die Mühle existierte noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Im Jahre 1943 (manche Quellen sagen auch 1944) wurde sie durch Bomben zerstört. Anfang der 1950er Jahre verstarb der letzte Müller der Mühle, Heinrich Borgards.

Da, wo früher die Mühle in Aldenrade stand, befindet sich heute eine Star-Tankstelle.