Der Walsumer Karneval kann auf eine lange Tradition zurückgreifen. In diesem Jahr besteht er seit 175 Jahren. Herzlichen Glückwunsch!
Die Karnevalsgesellschaft (KG) Rot-Weiß Alt-Walsum ist seit vielen Jahren eine Organisationseinheit im Gesamtverein Kirchenchor St. Dionysius Alt-Walsum e. V. Die Entstehung dieses Gesangsvereins geht auf das Jahr 1848 zurück. Auf Anregung des damaligen Lehrers Anton Büning gründete eine Reihe sangesfreudiger Walsumer eine Chorgemeinschaft mit dem Namen „Männer-Gesang-Verein Walsum“. Dieser nannte sich 1863 dann „Gesangverein Cäcilia Walsum“; Cäcilia von Rom war eine christliche Heilige, Jungfrau und Märtyrin der frühen Kirche und ist die Patronin der Kirchenmusik. Nach Fertigstellung des Neubaus der St.-Dionysius-Kirche im Jahre 1884 legte der Chor seinen bis dahin weltlichen Charakter ab, um sich dem Kirchengesang zu widmen. Der Kirchenchor St. Dionysius war geboren.
Im gleichen Jahr der Gründung des Kirchenchors, also 1848, organisierte das Dörp’sche Narren-Comitee die erste Karnevalsveranstaltung („grohse Fastelowendfeier“) in Walsum. Bei dieser wurde der damalige Saisonhit „Crambambuli“ uraufgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Spirituose mit intensiver roter Farbe, bestehend aus Branntwein und Auszügen von Wacholderbeeren. Der Name setzt sich aus den Wörtern Krandewitt (Kranichholz, anderer Name für Wacholder) und Blamp (alkoholisches Getränk) zusammen. Daneben feierte man Fastnacht gerne bei Mettwurstpfannkuchen und Bollebäuskes (Fastnachtkrapfen), als Stimmungsmacher trank man Fisternöllekes (Wacholder mit Würfelzucker).
In den 1860er Jahren gab es die ersten Karnevalszüge mit sechs bis acht Festwagen. Sie fanden in Alt-Walsum, also im Dorf, statt: Der Weg führte vom Bienenhof an der Kaiserstraße bis zum heutigen Logport VI. Diese wurden bis 1896 durchgeführt. In den folgenden Jahrzehnten gab es zwar Karnevalsveranstaltungen, aber Umzüge fanden nicht mehr statt.
Diese Tradition belebte im Jahre 1934 die KG Rot-Weiß wieder, doch war die Resonanz zunächst gering. In den folgenden Jahren stieg das Interesse, was zu einer Erhöhung der teilnehmenden Festwagen führte – im Jahre 1936 waren es 25 – und zu einer Ausdehnung der Züge bis Aldenrade. Bei diesen Rosenmontagszügen wurden oft Walsumer Lokalereignisse glossiert und angeprangert, z. B. „Kaiserstrasse ganz kaputt“ (1937). Es gab Karnevalssitzungen mit durchschnittlich 800 Gästen in Aldenrade und weitere im Dorf bei Langhoff und im Römerhof. 1939 war dann der letzte Zug.
Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Neugründung der Karnevalsgesellschaft bei Langhoff. In der Folgezeit hat es der Verein geschafft, über die Grenzen des Niederrheins und des Ruhrgebiets bekannt zu werden. Die tolle Stimmung bei den Veranstaltungen dürfte dafür sorgen, dass der Alt-Walsumer Karneval auch weiterhin erfolgreich sein wird.
„Konkurrenz“ zur KG Rot-Weiß Alt-Walsum entstand 1963. Im November beschlossen die Jugendlichen des IGBE-Jugendheims Scholte-Rahm-Straße in Walsum ein Masken- und Kostümfest durchzuführen (IGBE: Industriegewerkschaft Bergbau und Energie). Das ist die Geburtsstunde der KG Gruen-Weiss Walsum. Der erste öffentliche Auftritt der Sänger, Musikanten und Redner erfolgte dann zu Karneval 1964. Ein Jahr später gab es ein Prinzenpaar und einen Elferrat. Zunächst war es eine Karnevalsveranstaltung für Kinder und Jugendliche. So nahmen 1965 mehr als 110 Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 14 Jahren an der Veranstaltung teil. Aufgrund eines starken Mitgliederstroms machte sich die KG dann 1970 unabhängig von der IGBE-Jugend. In der Session 1970/71 wurde die Erkennungsmelodie „Einmal, zweimal, dreimal – Walsum, Walsum, helau“ aus der Feder von Horst Figge uraufgeführt. Auch die erste Tanzgarde hatte Premiere. Aus dieser entstand später die „Rhein-Ruhr-Garde“, die sehr erfolgreich an nationalen und internationalen Meisterschaften teilnahm. In der folgenden Session stand die Veranstaltung unter dem Motto „Spaß und Freud für alle Leut“. Dieser Leitspruch gilt für die Gesellschaft noch heute und ziert in jeder neuen Festschrift das Titelblatt.
Kurz nach der Unabhängigkeit der KG Gruen-Weiss von der IGBE-Jugend wurde wieder ein Karneval für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Initiator war der Schwimmverein „Freie Schwimmer Walsum“, der 1972 in Wehofen einen kleinen Karnevalsumzug durchführte und damit die Tradition der Rosenmontagszüge in Walsum wieder aufleben ließ. Hier gab es bereits einen Prinzen und eine Prinzessin. Ende des Jahres 1979 wurde dann ein Verein gegründet, die heutige „Kinder Karnevals Gesellschaft Wehofen 1972 e. V.“. Beim Umzug durch Wehofen, an dem bis zu 40 verschiedene Gruppen teilnehmen, säumen jährlich 5.000 bis 8.000 Menschen die Straßen. Die Showtanzgruppe „Rheinperlen“, die aus einer Kindergarde entstanden ist, wurde weit über die Duisburger Stadtgrenzen hinaus bekannt und ertanzte sich im Laufe der Zeit mehrere Titel. Das Motto im Jubiläumsjahr 2022/2023 lautet: „50 Jahre Karneval, die KKG bleibt stehts am Ball“.
So darf man sich im mehrfachen Jubiläumsjahr und auch in den kommenden Jahren auf rege Karnevalsaktivitäten in Walsum freuen, da sich die Verantwortlichen der drei Gesellschaften immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Ein Dank an dieser Stelle an die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Personen, ohne die die vielen Programmpunkte nicht möglich wären.