Nur eine Sage?

Vom alten „Schwan“ wird eine gruselige Geschichte erzählt. Mehrmals hatte die Wirtschaft bereits den Besitzer gewechselt und in den Jahren zwischen 1830 und 1850 wohnte dort eine alte Frau mit ihren zwei Söhnen. Zu der Zeit hatte der Schwan keinen guten Ruf. Kein Fuhrmann – und es herrschte damals reger Verkehr auf der Römerstraße – hielt am Schwan. Man munkelte viel, doch niemand wusste etwas rechtes.

Dem alten Schwan gegenüber lag der Bauernhof Breiken. Mechthilde, eine Magd von Breikenshof, sollte zum Schwan gehen, um einen Kücheneinkauf zu erledigen. Da niemand im Hause anwesend war, suchte Mechthild überall, kam in den Hof an den Kohlenschuppen und sah, wie die alte Wirtin jemanden unter dem Kohlenhaufen begrub. Voll Schrecken lief die Magd fort und erzählte es auf Breikenshof, wurde aber lächelnd abgewiesen.

Nach ein paar Jahren jedoch war es aus für die Wirtin und ihre Söhne. An einem Herbstabend, als es stürmte und regnete, bat ein Reiter am Schwan um Nachtlager für sich und sein Pferd. Als das Pferd versorgt war und der Gast die Küche betrat, fiel im das Wesen und Getue der drei Bewohner auf und er ging, ohne etwas zu essen, zu Bett.

Sein Schlafraum lag über der Küche. Das Bett selbst war ein sogenannter Bettkasten, wie man sie früher in alten Bauernhäusern fand. Der Gast bemerkte, nachdem er sein Kerzenlicht gelöscht hatte, dass rechtwinklig um sein Bett herum Licht aus der Küche nach oben schien. Aus Furcht, man könne das Bett, das wie auf einer Falluke stand, nach unten ziehen, schlief der Gast auf einem Stuhl in der Nähe des Fensters.

Um Mitternacht verschwand das Bett plötzlich durch die Decke. Der Gast aber floh sofort aus dem Fenster auf die Straße und lief nach Breikenshof, um Hilfe zu suchen. Breikens nahmen den Mann auf und schickten ihn zum Amt. Erst am anderen Mittag war es soweit, dass ein Gendarm, die Polizeibeamten genannt wurden, aus Beeck kam und Nachforschungen hielt.

Das Pferd des Reiters war in Dinslaken verkauft, die Söhne der Wirtin flüchtig. Diese bestritt, Söhne zu haben, bestritt auch, ein Bett zu haben, das man herunterlassen könnte. Die Beweisaufnahme ergab die Wahrheit: die Falluke war da, nur das Bett war auf ein anders Zimmer geschafft worden.

Eine Zeitlang später fand man die Leiche der Frau im „Scholtenbüschchen“ in Walsum vergraben. Die Söhne wurden ihrer Strafe zugeführt.